„Mitteleuropa – Handbuch zur Geschichte“

        

Rezension

von Prof. Harry Slapnicka

Wegbereiter der österreichischen Zeitgeschichte

 

mitteleuropa handbuch zur geschichte

Der einst durchaus bekannte Begriff »Zwischeneuropa« ist aus vielerlei Gründen irgendwie unmodern geworden. Das vom Mecklenburger Buchverlag herausgegebene Handbuch zur Geschichte Mitteleuropas könnte diesem Wort zu neuer zeitgeschichtlicher Bedeutung verhelfen: es verwebt in einer bemerkenswerten »geohistorischen« Gesamtschau vor allem auch die sich in Osteuropa und Südeuropa unabhängig von zentraleuropäischen Bestrebungen einem gemeinsamen Haus entgegenwachsenden Strömungen zu einem im Sinne des Wortes »mitteleuropäischen Ganzen«. Die Geschichte dessen, was wir heute als »Europäische Union« bezeichnen, ist wahrlich nicht nur die Geschichte Kerneuropas oder der Montanunion, sondern die Summe einer Vielzahl sich überlagernder, sich zu einer Einheit hinzentrierender historischer Strömungen.

 

Der sehr umfangreiche Band umfasst das wichtigste Geschehen von rund 2000 Jahren und von rund 30 Staaten von Finnland im Norden und Mazedonien im Süden, von Deutschland im Westen und Polen, Weißrussland und der Ukraine im Osten. Einige Länder wie Pommern, Sachsen, Schlesien und Böhmen sind besonders erfasst und dargestellt.

 

Für diesen für das heutige und künftige Europa so wichtigen – und in dieser Art bisher kaum je dargestellten – Raum werden hier die wichtigsten historischen Fakten aufbereitet. Das ist nicht nur für den historisch interessierten Laien und das allgemeine »Europagefühl« von Bedeutung, sondern auch und vor allem für Historiker, die neben ihren spezifischen Forschungen auch Ausblicke über den zentraleuropäischen Tellerrand auf andere Länder machen wollen und im entsprechenden Kontext wohl auch machen sollten.

 

Der Band bietet also insgesamt eine ausgezeichnete Übersicht für eine in dieser Form bisher in der historischen Gesamtschau eher vernachlässigten, nichtsdestoweniger für die Geschichte Europas enorm wichtigen Länder-Gruppe.

 

Dieser wertvolle »Daten- und Faktenspeicher« wird überdies nicht nur durch eine Fülle ausgezeichneter Karten ergänzt, sondern auch durch gelegentliche unkonventionelle Wertungen, die zu mancher historisch-politischen Entwicklung einen neuen Zugang eröffnen.

 

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